Bericht aus dem Maschinenraum #11
‚Chef‘ ist man auch in der Krise. Daher darf man bei aller Aktivität zur Bekämpfung der Pandemie nicht aus den Augen verlieren, dass man auch eine große Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ‚eigenen‘ Verwaltung trägt. Dies ist gar nicht so leicht, da das Krisenmanagement – bei permanenter kritischer Beobachtung durch die Medien und die Öffentlichkeit – den Tag und oft auch viele Nachstunden ausfüllt. Da bleibt wenig Zeit für ‚anderes‘. Und doch wissen der Oberbürgermeister und die Beigeordneten als auch die sonstigen Führungskräfte um die Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerade in einer Zeit großer Unsicherheit und sie wissen auch, dass die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft der die Verwaltung tragenden Menschen für den Erfolg der Krisenbewältigung entscheidend sein werden.
‚Am Anfang war das Wort!‘ Und auch wenn die Worte eines Oberbürgermeisters nicht göttlicher Natur sind, so beginnt die Wahrnehmung der Führungsverantwortung immer auch mit der ‚richtigen‘ Botschaft. Mit ihr steht und fällt die Glaubwürdigkeit der Rolle als Führungskraft. Wie oft habe ich Thomas Kufen immer wieder die Sorgen und Ängste der Kolleginnen und Kollegen aufgreifen sehen. Und wie oft habe ich ihn sagen hören: „Bitte nehmen Sie mir ab, dass auch ich jeden Tag eine neue Sicht auf die ständig verändernden Ereignisse habe, dass ich jeden Tag dazulernen muss, dass ich Überzeugungen und Ansichten von gestern heute korrigieren muss.“ Keine Durchhalteparolen, kein martialisches Getöse! Vielmehr die Worte eines Chefs, der an der Seite all derer steht, die Willens sind, sich aus der beängstigenden, pandemischen Lage vorsichtig, aber auch stetig und ohne den Gedanken an Aufgabe ‚herauszutasten‘.
‚Der Worte sind genug gesprochen!‘ Da den Worten auch immer Taten folgen müssen, hat der Krisenstab ein ‚Koordinierungszentrum Verwaltung‘ eingerichtet, das zum einen die Überführung der Verwaltung in den ‚Notbetrieb‘ koordiniert und unterstützt und das zum anderen die Aufrechterhaltung der unbedingt notwendigen Leistungen der Daseinsvorsorge in unserer Stadt mit sichergestellt hat. Geleitet wird das Koordinierungszentrum von zwei erfahrenen Führungskräften aus der Zentralverwaltung, die durch weitere Kolleginnen und Kollegen aus der Personal- und Organisationswirtschaft und dem Zentralen Service unterstützt werden. Und auch Vertreter des Personalrats haben sich in die Verantwortung nehmen lassen und im ‚Koordinierungszentrum Verwaltung‘ mitgearbeitet. Keine Selbstverständlichkeit, da – wie ich aus anderen Stadtverwaltungen weiß – das Nörgeln von der Seitenlinie oftmals viel kommoder ist.
Was jetzt kommt, wird den Außenstehenden vielleicht ein wenig langweilen; es waren und sind für den internen Dienstbetrieb jedoch wichtige Fragestellungen, die einer Klärung zugeführt werden mussten und müssen: Aktualisierung der Pandemiepläne und Anpassung an die aktuelle Pandemielage; Dienstaufnahme für Personen, die mit nachweislich infizierten Personen in direktem Kontakt gestanden haben sowie Rückkehrer aus Risikogebieten; Umgang mit Risikogruppen und die Möglichkeiten entsprechender Schutzmaßnahmen; massive Ausweitung von Homeoffice und Telearbeit; Kinderbetreuung aufgrund der Schließung der Kitas und Schulen; Einführung und Umsetzung der Abstands- und Hygieneregeln; Einführung neuer Techniken (z.B. Videokonferenzen) für dringend durchzuführende Meetings; Erfassung von Betriebs(teil)schließungen und Umgang mit Personalübergängen; Produktion von Spuckschutzwänden für den Notbetrieb im Einwohneramt und und und.
Fühlen Sie sich jetzt erschlagen?! Und das war nur ein kurzer Blick durch’s Schlüsselloch. Flankiert wurde die Arbeit des ‚Koordinierungszentrums Verwaltung‘ durch ein Mitarbeitertelefon, einen Newsletter und im Intranet ständig fortgeschriebene FAQs. Instrumente, die unverzichtbar für eine – manchmal auch sehr lebendige – Kommunikation im Binnenleben einer Verwaltung im Krisenzustand sind.
‚Die Tat wird vergessen, doch das Ergebnis bleibt bestehen!‘ Zusammen haben wir es geschafft, unser Handeln auf die für uns völlig neue Situation auszurichten. Einige Ämter wurden teilweise oder auch ganz geschlossen, andere haben ihre Arbeit gänzlich auf die Bewältigung dieser für uns einzigartigen Krise ausgerichtet. All dies erfolgte zügig und diszipliniert. Aber noch etwas Bemerkenswertes konnte ich beobachten: es ist in der Verwaltung eine neue Kultur der Achtsamkeit entstanden. In einem Mitarbeiterbrief für die mir in meinem Geschäftsbereich anvertrauten Kolleginnen und Kollegen habe ich dazu folgendes geschrieben: „Wir sind alle zusammengerückt und spüren, dass wir nur gemeinsam die Herausforderungen der nächsten Wochen bewältigen können. Wir helfen denjenigen, die ihre Ängste offen zum Ausdruck bringen, wir unterstützen diejenigen, die zurzeit aufgrund ihrer besonderen Verantwortung mehr leisten müssen und wir stellen uns zuversichtlich und engagiert in den Dienst der Sache. Dafür gebührt Ihnen Dank und Anerkennung.“
Christian Kromberg, Beigeordneter der Stadt Essen
